Flora

Die Pflanzenwelt Sardiniens

In Lagen bis etwa 800 m, dem Bereich der mediterranen Höhenstufe, herrschen immergrüne Hartlaubgewächse mit der bestandsbildenden Steineiche (Quercus ilex) vor. Auf sauren Böden, allem aus Granitgestein, wird die Steineiche durch die ebenfalls immergrüne Korkeiche (Quercus suber) verdrängt. Da die Stämme fast überall regelmäßig zur Korkgewinnung geschält werden, kann der eigentlich recht stattliche Baum nur selten seine ungestörte Wuchsform entwickeln. Es herrschen daher lichte, unterwuchsreiche Niederwälder vor, die als Weidegebiete zur Eichelmast dienen.

Auf der submediterranen Höhenstufe (über 800 m) sind lichte, sommergrüne Laubwälder mit der bestandsbildenden Flaumeiche (Quercus pubescens) verbreitet. Die Flaumeiche mutet vertraut an, da sie der mitteleuropäischen Traubeneiche sehr ähnlich sieht. In ihrem Unterwuchs gedeihen vielfältige Sträucher und Kräuter, unter ihnen die Großblättrige Pfingstrose (Paeonia mascula) und die endemische Korsische Nieswurz (Helleborus lividus corsicus) mit ihren blassen grünlichen Blüten. Eine Besonderheit stellen die auf der Flaumeichenstufe örtlich verbreiteten Kastanienwälder dar. Ursprünglich auf Sardinien nicht heimisch, bildet die Edel- oder Esskastanie (Castanea sativa) vor allem an den Hängen des Gennargentu ausgedehnte Bestände.

Sardinien Frühlings-Krokus
Sardinien Zistrosen-Schmarotzer

Frühlings-Krokus

Zistrosen-Schmarotzer

Als Macchia wird ein bis 5 m hoher Buschwald aus überwiegend immergrünen Sträuchern bezeichnet. Zu den Charakterpflanzen, insbesondere auf sauren Böden, gehören die Baumheide (Erica arborea) und der Erdbeerbaum (Arbutus unedo). Im Herbst zieren ihn zahlreiche in Büscheln zusammenhängende, dunkelrote Früchte, die an Erdbeeren erinnern. Sie sind zwar essbar, jedoch fade im Geschmack; daher wohl der lateinische Name unedo, der besagt: eine ist genug. Weit verbreitet ist der während der größten Sommerhitze noch dunkelgrüne Mastixstrauch (Pistacia lentiscus). Er wird von den Weidetieren (und der sengenden Sonne!) aufgrund seiner tanninreichen Blätter verschont. Häufig in der Macchia vertretene Arten sind auch die bevorzugt auf Kalkgestein siedelnden Steinlinden (Phillyrea sp.), die aromatisch duftende Myrte (Myrtus communis) und der Wilde Ölbaum (Olea europaea var. sylvestris). Auf Kalkgestein in Küstennähe sieht man häufig auch die bis 2 m hohen Kugelbüsche der Baumartigen Wolfsmilch (Euphorbia dendroides). Sie blüht im Frühjahr in leuchtend gelben, doldenartigen Blütenständen; bei Eintritt der Trockenzeit fallen ihre Blätter rasch ab. Auffällig ist auch das kräftige, bis 2 m hohe Gemeine Rutenkraut (Ferula communis) mit seinem großen, gelben Blütenstand.

Sardinien Alpenveilchen Cyclamen
Sardinien Pankrazlilie

Alpenveilchen (Cyclamen)

Pankrazlilie

Die Zistrosen tragen zum reichen Blütenzauber der Macchia bei. Die weiß blühende Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis) bevorzugt saure Böden und ist daher vor allem in Granitlandschaften weit verbreitet. Ihr starker Duft ist für den charakteristischen Geruch der Macchia verantwortlich und schützt die Pflanze, zusammen mit den klebrigen Blättern, vor Viehverbiss. Ebenfalls von den Weidetieren verschont wird der zu den Liliengewächsen gehörende Affodill (Asphodelus sp.). In den Schotterbetten der Wildbäche und an feuchten Flussufern gedeiht der Oleander (Nerium oleander). Wenn sich im Sommer seine rosaroten Blüten öffnen, leuchten die Oleanderdickichte in überwältigender Farbenpracht. Doch Vorsicht - dieser immergrüne, bis 4 m hohe Strauch ist sehr giftig.

 

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