Botanik

Deckenmoore (blanket bogs) sind entlang der Westküste Irlands weit verbreitet, wo es an über 250 Tagen im Jahr regnet und der Gesamtjahresniederschlag über 1250 mm liegt. Deckenmoore besitzen saure, schlecht drainierte Böden mit einer typischen Moorvegetation. Viele dieser Gebiete wurden in letzter Zeit aufgeforstet. Nachfolgend einige charakteristische Pflanzenarten sowie eingeführte exotische Gewächse, die unter diesen besonderen Klima- und Bodenbedingungen gut gedeihen.

Irland Moorlandschaft2
Irland Moorlandschaft

Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia; engl. Sundews) gehört zu den Fleisch fressenden Pflanzen. Er hat sich an die Stickstoffarmut der Moorböden angepasst, indem er diesen wichtigen Nährstoff aus Insektenkörpern gewinnt. Die Pflanze mit ihrer dicht am Grund liegenden Rosette aus runden Blättchen (kleiner als ein kleiner Fingernagel) ist im Moor zwischen Moosen und Seggen leicht zu übersehen. Auffällig sind die roten, haarartig gestielten Knöpfchendrüsen, die mit einer wässrig glitzernden, tropfenartigen, klebrigen Flüssigkeit an der Spitze kleine Insekten anlocken. Bleibt ein Insekt kleben, umschließen die Tentakel die Beute und scheiden ein Verdauungssekret aus, das die Nährstoffe des Insektenkörpers auflöst, so dass sie von der Pflanze aufgenommen werden können. Anschließend öffnen sich die Knöpfchendrüsen wieder und das Insekt wird mit dem Wind weggeblasen. Eine interessante Anpassung des Sonnentaus an den Standort im Moor ist seine Fähigkeit, jedes Jahr auf der inzwischen etwas höher gewordenen Torfmoosschicht eine neue Rosette auszubilden.

Der Königsfarn (Osmunda regalis; engl. Royal Fern) heißt auf Gälisch Raithneach Ghallda, wörtlich „ausländischer Farn“ – was wahrscheinlich viel über die Einstellung der Iren zum (englischen) Königtum sagt. Der Königsfarn war früher in vielen Gegenden Europas verbreitet, ist jedoch vielerorts verschwunden. Im Westen und Südwesten Irlands ist er bis heute ziemlich verbreitet. Die Pflanze wird bis 1,5 m groß; die Wedel sehen eher wie Blätter aus und sind nicht wie bei den meisten anderen Farnen in immer kleinere Segmente unterteilt. Im Frühjahr rollen sich allerdings die Wedel des Königsfarn auf typische Weise auf. Ein archaisches Merkmal, das den Königsfarn von anderen Farnen unterscheidet, ist die funktionale Aufteilung der Wedel in ein grünes, steriles Nährblatt und ein braunes, fertiles (also fruchtbares, d.h. Sporen bildendes) Sporenblatt. Nicht von ungefähr erinnert es ein wenig an einen Blütenstand.

Zu den typischen Moorpflanzen gehört auch die Moorlilie (Narthecium ossifragum; engl. Bog Asphodel), auch Beinbrech genannt. In Deutschland hat sie nur sehr kleine Verbreitungsgebiete, in Irland und Großbritannien kommt sie dagegen häufig und meist in größeren Beständen vor. Im Frühsommer bildet die Moorlilie einen 30 cm hohen Stängel mit einer gelben Blütentraube aus, an der sich bis zu 25 Blüten entwickeln. Nachdem die Moorlilie verblüht hat, bildet der Fruchtstand mit seinen orangefarbenen Kapselfrüchten einen auffälligen Kontrast zur grünen Umgebung.

Auf weniger stark vermoorten, aber dennoch sehr feuchten Böden (insbesondere auf nassen Wiesen) gedeiht Blutweiderich (Lythrum salicaria; engl. Purple Loosestrife). Im Spätsommer erscheinen zahlreiche rotviolette Blüten in langen Scheinähren.

Auch Mädesüß (Filipendula ulmaria; engl. Meadowsweet) ist auf feuchten Wiesen verbreitet. Der Name hat nichts mit der Wiese (meadow) zu tun, sondern geht auf Met (engl. mead) zurück, ein bierähnliches Getränk aus Honig, das mit Mädesüß aromatisiert wurde. Die Pflanze kann hüfthoch werden und besitzt kleine, eng gedrängte, intensiv duftende, weiße Blüten auf derbem, kantigem Stängel.

Auffällig ist der bis 2,5 m hohe, stark dornig-ästige, immergrüne Stechginster (Ulex europaeus; engl. Gorse ) mit seinen zahlreichen goldgelben Blüten, die ganzjährig (außer in sehr kalten Wintern) an den Zweigspitzen erscheinen. An warmen Tagen duften die Blüten verführerisch nach Kokos, Mandeln und Kakaubutter ... doch Vorsicht, sonst hat man einen Dorn in der Nase!

Insbesondere im Westen und Südwesten Irlands sind entlang der Straßen häufig Hecken aus Scharlachfuchsien (Fuchsia magellanica) zu sehen. Diese Fuchsienart ist auch in Deutschland winterhart und kann als Freilandstaude gehalten werden. In Irland friert die Pflanze im Winter nicht zurück, auch wenn sie ihr Laub verliert. Das blassbraune Geäst bildet einen nützlichen Windschutz. Meist werden die Hecken im Spätherbst maschinell geschnitten, da die Pflanzen sonst allzu sehr wuchern. Die Scharlachfuchsie stammt ursprünglich aus Chile und kommt in Irland in zwei Formen vor: Fuchsia magellanica var. gracilis (Syn.: Fuchsia gracilis) mit etwas schlankeren und eher mattroten Blütenknospen sowie Fuchsia 'Riccartonii' mit dickeren, glänzenden und mehr dunkelroten Blütenknospen. Fuchsia gracilis steht der Wildform näher. Fuchsia 'Riccartonii' wurde um 1830 in Schottland gezüchtet und dann rasch auf den Britischen Inseln verbreitet. Bereits Mitte des 19. Jh. war die Fuchsie als Gartenpflanze in Südwest-Irland weithin anzutreffen. So hieß es in einem Bericht von 1857, dass Fuchsien in Dingle bis zu einem Großstrauch von über 15 Fuß (5 m) heranwachsen. Die ersten Fuchsienhecken wurden in den 1870er Jahren beschrieben.

Ein auffälliger Baum, der insbesondere im Südwesten Irlands häufig als Windschutz um Bauernhöfe steht, ist die Monterey-Kiefer (Pinus radiata; engl. Monterey Pine). Dieser große Baum mit seiner trichterförmigen Krone wächst unglaublich schnell – bis zu 2,5 m pro Jahr! In seiner Heimat an der kalifornischen Küste kommt der Baum nur in winzigen Beständen mit kleinen Exemplaren vor; das größte Areal liegt auf der Monterey-Halbinsel südlich von San Francisco. In Irland hat die Monterey-Kiefer eine sehr lange Wachstumsperiode, die von Januar bis Oktober reicht (und in milden Wintern noch länger ist). In Mitteleuropa ist der Baum nicht winterhart.

An Straßenrändern häufig zu sehen sind Ebereschen (Vogelbeeren; Sorbus aucuparia; engl. Rowan) und Stechpalmen (Ilex aquifolium; engl. Holly). Beide tragen im Herbst rote Beeren. Bevor mit der Einführung des elektrischen Lichts die Geister verschwanden, waren rote Beeren in Irland von großer Bedeutung. Früher, in den langen, dunklen Winternächten, fürchteten sich die Menschen vor bösen Geistern – zu ihrer Abwehr diente die Farbe rot. Mitten im Winter trägt nurmehr die Stechpalme rote Beeren; nur sie vermochte die Menschen noch vor dem Bösen zu beschützen.

Bei einer ungestörten Waldentwicklung sind in Irland Eichen vorherrschend. Es gibt zwei heimische Eichenarten: Stiel-Eichen und Trauben-Eichen. Die Trauben-Eiche (Quercus petraea, engl. Sessile oak oder Common oak, irisch Dair ghaelach) war einst in höheren Lagen im Westen und Norden Irlands weit verbreitet, selbst auf schlechten Böden. Weniger häufig anzutreffen war und ist sie in der Mitte Irlands und in tiefer gelegenen Regionen. Das Art-Epitheton petraea weist darauf hin, dass die Trauben-Eiche steinig-felsige Standorte bevorzugt. Die weiblichen Blütenstände sind kurz gestielt oder sitzen sogar direkt auf dem Ast, die Fruchtbecher mit der Eichel sind nahezu ungestielt. Dies ist ein Unterscheidungsmerkmal zur Stiel-Eiche (Quercus robur, engl. Pedunculate oak oder English oak, irisch Dair ghallda). Sie hat höhere Bodenansprüche als die Trauben-Eiche und nur in der Mitte Irlands gibt es noch kleine Restbestände. Ihr Art-Epitheton bedeutet “stark”, und tatsächlich ist der Baum etwas stattlicher als die Trauben-Eiche. Die weiblichen Blütenstände sind lang gestielt und die Fruchtbecher mit der Eichel sitzen auf einem 4-8 cm langen Stiel.

Die Irische Wolfsmilch (Euphorbia hyberna; engl. Irish Spurge) ist etwa kniehoch, gedeiht an Straßenrändern und besitzt auffällige gelbgrüne Blätter, die im Verlauf des Sommers dunkelgrün werden. Die Pflanze gehört zur Lusitanischen Flora – Arten, die es nur auf der Iberischen Halbinsel („Lusitania“ in römischer Zeit) und in West- und Südwestirland gibt, da hier die Winter mild sind (Durchschnittstemperatur im Januar 5-7 Grad).

Auf Steinmauern und Felsen gedeiht der Spatelige (beblätterte) Steinbrech (Saxifraga spathularis; engl. St Patrick’s Cabbage), das auch zur Lusitanischen Flora gehört. Es wird dem heiligen Patrick, dem Schutzpatron der Insel, zugeschrieben; cabbage (Kohl) bezieht sich wohl auf die rundlichen, glänzenden Blätter (2,5 cm Durchmesser) mit gezähntem Blattrand, die eine Rosette bilden. Das Porzellanblümchen kommt oft in dichten Beständen vor, vor allem an schattigen Mauern, Felswänden oder steinigen Bachbetten. Die Blüten sind zart und rot-gelb getupft. Protestanten in Irland benutzen einen anderen englischen Namen: London Pride. Aber dieser Name bezieht sich streng genommen auf eine kultivierte Kreuzung zwischen St Patrick’s Cabbage und einer verwandten Art. Ebenfalls auf Steinmauern und Felsen gedeiht das Felsen-Nabelkraut (engl. Navelwort, Penny-pies, Wall Pennywort; Umbilicus rupestris). Es gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Die Blätter sind roh oder gegart essbar.

Heideböden bestehen meist aus einer dünnen Torfschicht auf felsigem oder mineralischem Boden. Am verbreitetsten sind Heidekraut (Calluna vulgaris; engl. Ling) und Glockenheide (Erica tetralix; engl. Heather), die beide häufig als „Heather“ bezeichnet werden. Beide Pflanzen bilden twiggy, bis kniehohe Büsche mit violetten Blüten, aber anhand ihrer schuppenförmigen Blätter sind sie leicht zu unterscheiden. Beim Heidekraut sitzen die Blätter dicht und überlappend am Stängel; bei der Glockenheide sind die Blätter deutlich voneinander getrennt und die Blüten glockenförmig.

In Küstenregionen, die von der salzhaltigen Gischt beeinflusst werden, gibt es eine besondere Pflanzengesellschaft. Hierzu gehört die Runkelrübe (Beta vulgaris; engl. Sea Beet). Sie gedeiht am oberen Ufersaum direkt oberhalb der Hochwassermarke auf gerölligem Untergrund, wird jedoch bei Stürmen regelmäßig von Wellen überspült. Die Pflanze bildet eine zweijährige, 50-150 cm hohe Rosette aus großen (30 cm), zungenförmigen, dunkelgrünen und glänzenden Blättern. Durch Züchtung entstand zunächst der als Blatt- und Stängelgemüse geschätzte Mangold. Aus der Wildpflanze sind aber auch Rübensorten mit fleischig verdickten Wurzeln gezüchtet worden, darunter Rote Bete, Futterrübe und Zuckerrübe. Die Toleranz dieser Kulturpflanzen gegenüber salzigen Böden geht auf die Urform zurück!

Auf Steinmauern häufig zu sehen ist das Felsen-Nabelkraut (Umbilicus rupestris, engl. Navelwort, Penny-pies, Wall Pennywort). Die Pflanzengattung Umbilicus gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Die Blätter des Felsen-Nabelkraut können roh oder gegart gegessen werden.

Die Webseiten von Wildflowers of Ireland zeigen viele in Irland heimische Pflanzenarten mit verschiedenen Suchfunktionen (englische, irische und wissenschaftliche Pflanzennamen, Blütezeit etc.)